So weit denken wie die eigene Handlung reicht

Dieses habe ich am 12.01.2015 als Beitrag im www.peak-oil-forum.de geschrieben.
Da das Forum leider seit ca. 22. September 2019 nicht erreichbar ist, wiederhole ich den Beitrag nun hier.



Hallo allerseits,

mir scheint, dass es nicht so sehr dem Wesen der Menschen entspricht, weit zu denken.

Wenn es darum geht, einen Obstbaum zu pflanzen, und ich sage, dass der Baum einmal so und so groß sein wird ... dann bekomme ich manchmal die Antwort: "Das dauert ja noch lang."
Ja, es dauert lang, aber wenn man dem Obstbaum gerecht werden will, sollte man seine ganze Lebenszeit im Blick haben. In dem Fall ist es harmlos, denn es passiert ja nichts Schlimmes, wenn ein Obstbaum nicht genug Platz hat. Ich pflanze Obstbäume manchmal bewusst enger, so dass eine Obsthecke heraus kommt. Das einfache Beispiel zeigt aber, dass Menschen manchmal nicht gern weit denken mögen.

Mir ist das gar nicht unsympathisch - sondern es ist wohl einfach menschlich. Ich mag die Menschen wegen ihres natürlichen Wesens.
Überspitzt: Ich mag auch unsere Enten und Hühner. Sie denken nicht an morgen, aber das brauchen sie nicht, denn sie tun nichts, wegen dem sie an morgen denken müssten.
Ein extremes Gegenbeispiel ist die Atomwirtschaft, wegen der man für zig Jahrtausende in die Zukunft denken müsste.
Wer anderen von Peak Oil erzählen will, wird oft die Erfahrung machen, dass sie das nicht hören wollen.

Andererseits pflanzen Menschen Nussbäume, von denen vielleicht erst die Kinder ernten. Wurde es früher sogar eher gemacht als heute? An Kathedralen wurde über Jahrhunderte gebaut.
Die Menschen sollten also so weit denken, wie ihre Handlung reicht.


Dazu habe ich am 1.12.2014 auch etwas im Forum zum Energiedialog Bayern / AG Energie sparen geschrieben, als Antwort auf einen schönen Beitrag, Zitat daraus:

Das Bewusstsein was Energieeinsparung bedeutet bzw. was passiert, wenn wir es nicht tun ist bei den meisten bis heute noch nicht angekommen, was nicht heißt, dass ich mich selbst nicht auch immer wieder dabei ertappe, wie ich Energie verschwende. Das ist ein Prozess, den man sich täglich vor Augen halten muss!!!

Mir scheint, dass es nicht dem Wesen der Menschen entspricht, ständig so bewusst zu sein, so weit zu denken. Das geht durch alle Schichten.

Am Tag darauf kam in Radio Bayern 2 ein Bericht über das Theaterstück "Die Physiker" von Friedrich Dürrenmatt (auch zum Anhören, Dauer 21 Minuten).
Passend zum letzten Punkt spielt darin auch der Lichtschalter eine Rolle.

Ab Minute 5:52 - 6:55:
Albert: Richard, wenn Sie da neben der Tür den Schalter drehen, was geschieht?
Richard: Das Licht geht an.
Albert: Sie Stellen einen elektrischen Kontakt her. Richard, verstehen Sie etwas von Elektrizität?
Richard: Ich bin kein Physiker.
Albert: Ich versteh auch wenig von ihr. Ich stelle nur aufgrund von Naturbeobachtungen eine Theorie über sie auf. Diese Theorie schreibe ich in der Sprache der Mathematik nieder und erhalte mehrere Formeln. Dann kommen die Techniker. Sie kümmern sich nur noch um die Formeln. Sie gehen mit der Elektrizität um, wie der Zuhälter mit der Dirne. Sie nützen sie aus. Sie stellen Maschinen her und brauchbar ist eine Maschine erst dann, wenn sie von der Erkenntnis unabhängig geworden ist, die zu ihrer Erfindung führte.
So vermag heute jeder Esel eine Glühbirne zum Leuchten zu bringen (- oder eine Atombombe zur Explosion).


Den "Lichtschalter" habe ich oben nur als ein simples Beispiel genommen. Er kann als Metapher dienen für so manche Technik, welche die Ingenieure bzw. Techniker bauen, die Menschen haben wollen, die ihnen aber oft gar nicht so gut tut (-> Wie Motten um das Licht), und deren Folgen sie sich kaum klar machen.


Wolfram

 


Letzte Änderung: 21. November 2019

Wolfram Zucker

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