Für mich sind die vergangenen 1 1/2 Jahre eine bedrückende Zeit und ich vermute, dass es vielen Menschen so geht. Welche Konsequenz ziehen wir daraus?
Amerikanische Produkte boykottieren?
Die Frage wurde hier schon diskutiert und sie ist sehr zwiespältig. Wenn
man die Bomben auf Bagdad im Fernsehen sah, konnte man schon die Wut bekommen
und sagen: "Da kaufe ich nie mehr etwas". Man kann auch fragen: "Woher
haben die so viel Geld für Rüstung, für die Bestechung der Willigen
usw.?" oder: "Macht man sich nicht mit schuldig, wenn man mit diesen
Kriegstreibern Geschäfte macht?" Kleinvieh macht auch Mist und vielleicht
wird diese Sprache verstanden.
Auf der anderen Seite: Selbst wenn man wirklich die amerikanischen Firmen treffen
würde, träfe es doch die falschen, nämlich die einfachen Leute,
die dort arbeiten. Und wenn es der US-Wirtschaft schlechter geht, hat der Präsident
nur umso mehr Grund, von den inneren Problemen mit einem Krieg abzulenken ...
Besonders traurig wäre es bei dem Gedanken daran, dass der internationale
Warenaustausch ja hauptsächlich ein positives, verbindendes Element ist.
Ich denke etwa daran, dass eine russische Firma die Fensterscheiben für
die amerikanischen Spaceshuttles liefert, aber auch an Skateboards, gute Filme,
Computer oder die geniale Suchmaschine Google ... Traurig wäre es auch
bei dem Gedanken an die Hälfte der Menschen in den USA, die diesen Krieg
ebenfalls nicht wollten, aber ihn nicht verhindern konnten.
Energieboykott
Viele haben es von Anfang an geahnt, und je mehr man sich damit beschäftigt,
desto klarer wird es, dass das Öl - wenn auch nicht die einzige - so doch
die größte treibende Kraft für diesen Krieg ist. Jeder kann
daran arbeiten, den Energieverbrauch zu verringern und damit dieser treibenden
Kraft den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Energieboykott klingt leichter, als es ist, aber es ist auf jeden Fall richtig,
aus mehreren Gründen:
* Klimawandel - Wenn der Film „The Day After Tomorrow“ es auch überspitzt
darstellt - die sich schon abzeichnenden Veränderungen (Flut 2002, Dürre
2003 ...) könnten sich durchaus zu handfesten Problemen entwickeln ...
(Versicherungen können ein Lied davon singen). Jedes Bisschen Öl,
Gas und Kohle, das noch nicht verbrannt ist, erhöht unseren Spielraum,
noch zu reagieren.
* Peak Oil - Das Maximum der Ölförderung und die anschließende
Verknappung wird Veränderungen bewirken, die sich heute noch kaum jemand
vorstellen kann. Man kann sich fragen, was schlimmer ist, dieser Punkt oder
der vorhergehende. Wie gut wir die Herausforderung bestehen, hängt sehr
davon ab, wie rechtzeitig wir uns darauf vorbereiten - es ist höchste Zeit
(mehr dazu siehe Beitrag zu Peak Oil).
* Das schwarze Gold: Es ist kaum zu überblicken, was man alles daraus herstellen
kann und welche Träume es uns erfüllt hat ... Wir wissen das aber
kaum noch zu schätzen. Nachfolgende Generationen werden uns vorwerfen,
dass wir diesen Bodenschatz unglaublich verschleudert haben. Ist es nicht dumm,
erst mit dem Sparen anzufangen, wenn das meiste Öl schon verbraucht ist?
Gefragt sind keine Schnellschüsse, die dann nicht von langer Dauer sind, sondern durchdachte und vor allem langfristig wirksame Veränderungen. Wie gesagt, jeder kann mitmachen, so viel er bereit und in der Lage ist. Vielleicht kann man dem Krieg so doch noch einen Sinn abgewinnen - einen ganz anderen freilich, als sich seine Planer träumen ließen.
Ich habe den Beitrag schon seit Monaten geplant und schon vor Wochen angefangen zu schreiben. Der Abschluss der Konferenz „renewables2004“ ist ein schöner Anlass. Es ist viel geworden, eher ein Aufsatz, eben der Versuch, dem Thema ansatzweise gerecht zu werden. Sie brauchen ja nur weiter lesen, wenn Sie’s interessiert. Für die Auswahl ist vielleicht eine Gliederung hilfreich:
1. Energieboykott (dieser Beitrag)
2. Unsere Abhängigkeit vom Öl
2.1. Beispiel USA
2.2. Ölförderländer
3. Peak Oil
3.1. Was ist mit neuen Ölfunden?
3.2. Im Internet
3.3. Es kommt auf das Verhalten der Menschen an
4. Erneuerbare Energien
4.1. Wasserkraft
4.2. Windenergie
4.3. Wellenenergie
4.4. Geothermie
4.5. Sonnenenergie
4.6. Biomasse
5. Weiteres zur zukünftigen Energieversorgung
5.1 Kraft-Wärme-Kopplung
5.2 Wasserstoff
5.3 Stromversorgung der Zukunft
5.4 Wie viel ist erreichbar?
5.5 Entwicklungsländer
6. Sparmöglichkeiten
6.1 Informationstechnik
6.2 Beleuchtung
6.3 Heizung
6.4 Kühlung
6.5 Verkehr
6.6 Konsum
6.7 Der Einfluss der Faulheit
6.8 Paradoxes
6.9 Sparen für mehr Verbrauch?
6.10 Der Faktor 24
6.11 Übertriebenes Sicherheitsdenken
6.12 Was die Politik tun kann
6.13 Was jeder tun kann
6.14 Meine eigenen Maßnahmen
2. Unsere Abhängigkeit vom Öl
2.1 Beispiel USA
Schon bei meiner ersten Reise quer durch die USA im Sommer 1980 sind mir zwei
Punkte aufgefallen, warum ich nicht in diesem Land leben möchte:
1) Die schlechte Trinkwasserqualität
Das Leitungswasser ist vielerorts so stark gechlort, dass es allenfalls für
die WC-Spülung taugt. Schon zum Zähneputzen mag man es nicht verwenden.
Trinkwasser tragen die Menschen Kanister-weise aus den Lebensmittelgeschäften
nachhause. Sicher ist in manchen Großstädten im Süden die Chlorung
angebracht, es liegt aber auch an übertriebener Angst vor den kleinen Lebewesen
(Keime), ich nenne es eine "sterile Weltanschauung" - und an übertriebener
Fortschritts-Gläubigkeit. Man vergiftet sich lieber halb, als dass man
ein paar Keime im Wasser tolerieren würde. Ich erwähne das hier, weil
es eine tiefere Bedeutung hat. Je weiter sich die Menschen von der Natur entfernen,
desto unsicherer werden sie und desto mehr fühlen sie sich von der Technik
abhängig.
2) Die "eingebaute Abhängigkeit vom Auto"
Es fällt auf, wie sehr die Infrastruktur auf das Auto ausgelegt ist. Viele
Geschäfte sind autobahnähnlich angebunden und kaum zu Fuß erreichbar.
Es gibt Autokinos und Banken haben "drive-in-Schalter". Dazu eine
Anekdote: Als wir 1992 wieder in die Staaten reisten, hatte ich die Kreditkarte
zu spät bestellt und sie lag im Briefkasten, als wir schon im Flugzeug
saßen. Statt dessen hatten wir Bargeld mit (6000,- DM; als einzige Reserve).
Wir wollten ein Auto mieten, die Autovermieter wollten Dollars, aber die Bank
in der Nähe hatte nur einen drive-in-Schalter geöffnet (nur mit Auto
zugänglich ;-) ... mit Mühe fanden wir doch einen Autovermieter, der
unsere DM akzeptierte.
Spaß beiseite - dieser "American Way Of Life", entstanden in
Jahrzehnten spottbilligen Benzins hat schon etwas (bequem, angenehm, lässig)
- und doch habe ich die USA schon damals um ihre "eingebaute Abhängigkeit
vom Auto" bedauert. Meine damaligen Befürchtungen bestätigen
sich jetzt auf traurige Weise. Die USA fallen auf, weil sie an der Spitze stehen,
aber wir folgen leider mit etwas Abstand auf dem gleichen Weg.
Unsere westliche Zivilisation hat's weit gebracht. Die nötigen Lebensmittel werden von wenigen Landwirten erzeugt. Schwere Arbeit erledigen Maschinen, gesteuert von Computern. Unzählige Flüge befördern uns, wohin das Herz begehrt (allein täglich über 1000 innerhalb der USA), Städte sind in die Höhe gewachsen ...
... nur leider ist das alles auf Sand gebaut - genauer gesagt auf das, was unter dem Sand ist ...
Extrem ausgedrückt: Was machen Sie mit einem 60-stöckigen Hochhaus, wenn kein Strom für den Aufzug da ist? oder für die Heizung, Lüftung ... Wenn man's zu Ende denkt, kann man so eine Stadt aus Wolkenkratzern wegwerfen. Irgendein Indianerstamm am Amazonas dagegen, der nie eine Energieversorgung hatte, merkt überhaupt nichts davon, wenn das Öl zu Ende ist. Ähnlich ist es mit Bauern in Entwicklungsländern, die täglich Stunden unterwegs sind, um Wasser zu holen.
2.2 Ölförderländer
Eigentlich wäre es doch aus der Sicht - sagen wir mal von Saudi Arabien
- überlegenswert, mal 100 Jahre kein Öl zu fördern. Dann hätten
auch nachfolgende Generationen noch etwas von dem Reichtum unterm Sand und dann
wäre es bestimmt wertvoller. Daran ist aber, wie jeder sehen kann, nicht
zu denken. Der schon fast 60 Jahre alte Deal zwischen Präsident Rosevelt
und König Ibn Saud lautet günstiges Öl gegen Sicherheit für’s
Königshaus. Aus dem gegenseitigen Wohlwollen wird immer mehr eine Sackgasse.
Saudi Arabien ist hoch verschuldet (!) und braucht die Einnahmen dringend, um
die inzwischen gewachsene Bevölkerung zu ernähren. Ebenso wie der
Westen hat sich das Land in eine große Abhängigkeit vom Öl hinein
manövriert: „Dekadenz auf beiden Seiten“.
Der Iran will sich immerhin nicht mehr allein auf’s Öl verlassen, sondern seine Wirtschaft ausbauen, wie kürzlich bei einem Besuch hochrangiger Vertreter in Deutschland zu hören war.
Besonders vorbildlich ist Norwegen: Es hat schon 110 Milliarden aus Öleinnahmen in Aktien angelegt. Dabei wird neuerdings sogar großer Wert auf ethische Maßstäbe gelegt. Fraglich ist allerdings, ob der Wert der Aktien die Veränderungen nach dem Ende des billigen Öls überstehen wird.
Wie groß die Abhängigkeit vom Öl ist, wurde uns gerade wieder vor Augen geführt. Obwohl eigentlich noch gar kein Engpass besteht, ist der Preis schon auf Rekordniveau und alle schauen gebannt nach Saudi Arabien und flehen es an, dass es doch endlich seine Förderung erhöhen möge ...
3. Peak Oil
Wenn man die Meinung vertritt, dass es irgendwann keine Kriege mehr geben wird, wird man schnell als Träumer hingestellt, obwohl es keinen vernünftigen Grund für Kriege gibt. Dafür verschließen sich viele Menschen einer unausweichlichen Realität, nämlich dass das Erdöl auf der Welt begrenzt ist. Es ist eigentlich eher erstaunlich, dass es überhaupt so viel davon gibt.
Wir sind etwa an dem Punkt, an dem die Hälfte des Erdöls verbraucht ist. Bald darauf folgen zwei damit verwandte Punkte, wenn keine weitere Steigerung der Förderung mehr möglich ist, bzw. es zu ersten Versorgungsengpässen kommt. Danach geht die Ölproduktion unweigerlich zurück, obwohl die Nachfrage eigentlich steigen würde. Sowohl die Förderung aus einem Ölfeld, wie auch die weltweite Förderung folgt etwa einer Glockenkurve. Ein Großteil der folgenden Veränderungen spielt sich nach meiner Einschätzung in 5 bis 50 Jahren ab. Politische Faktoren können sowohl vorzeitige Turbulenzen bringen, als auch vorübergehende Entspannung.
3.1 Was ist mit neuen Ölfunden?
Schon vor Jahrzehnten hieß es: „Das Öl reicht noch 40 Jahre“
(oder ähnlich) und heute heißt es das wieder. Jetzt nimmt man es
kaum noch ernst. Dazu muss man folgendes wissen: Die Angabe der dynamischen
Ölreserven würde berücksichtigen, wie sich Verbrauch und neue
Funde entwickeln würden. Weil ihnen das aber zu spekulativ erschien, gaben
die Ölgesellschaften vorzugsweise die statischen Reserven an, also wie
lange diese bei gleich bleibendem Verbrauch noch reichen würden. Das ist
etwa so, als würden Sie angeben, wie weit Sie mit ihren Lebensmittelvorräten
zu Hause reichen. Aber Sie können ja bei Bedarf Einkaufen gehen. Analog
dazu haben die Ölgesellschaften eben neue Vorkommen gesucht ... und so
hat sich die Prognose immer wieder verlängert.
Die Entdeckung neuen Öls verläuft aber ebenfalls nach einer Glockenkurve
(vgl. oben) und deren Maximum war 1962 (!) und sie ist schon weit abgeklungen.
Die technischen Methoden sind inzwischen verfeinert und trotz intensiver Suche
findet man nur noch kleine Vorkommen.
Kürzlich meldete China, schätzungsweise 280 Millionen Tonnen Öl vor seiner Küste gefunden zu haben. Das klingt viel, aber verglichen mit dem weltweiten Bedarf von 10 Millionen Tonnen pro Tag verlängert sich dadurch das Ölzeitalter gerade mal um 28 Tage.
Am Kaspischen Meer vermutete man 28 Milliarden Tonnen, aber genauere Untersuchungen im Jahr 2002 (nach dem Afghanistan-Krieg) ergaben noch 5,3 Milliarden Tonnen, immerhin 1 ½ Jahre Weltbedarf, aber von schlechter Qualität.
3.2 Im Internet
Mehr über das ganze Thema finden Sie im Internet unter dem Stichwort "Peak
Oil" (Google-Suche).
Einige englischsprachige Seiten drücken es sehr drastisch aus (z.B. am
Vergleich mit "Easter Island"...), etwa mit der Schlussfolgerung,
dass von den heutigen über 6 Milliarden Menschen nur eine Milliarde überleben
wird. Prophezeit wird auch das Ende der USA.
Deutliche Worte sind wohl angebracht, damit die Menschheit aufwacht, aber Panik
ist fehl am Platz.
Vielleicht waren es solche Dinge, die Herrn Bush und seinen Ratgebern zu Ohren
kamen und sie beeinflussten. Es wäre auch eine Erklärung dafür,
was Frau Albright meinte, als sie angesichts der halben Million Kinder, die
im Irak durch die Sanktionen umkamen, sagte, es wäre seinen Preis wert.
Es wäre allerdings eine sehr egoistische und sehr kurzsichtige Denkweise.
Jeder Aufschub der nötigen Veränderungen erschwert diese.
Auf der DEutschen Seite zu "PEAKOIL" wird weniger Endzeitstimmung erzeugt, aber das Thema trotzdem deutlich angesprochen - eine lesenswerte Seite!
Übrigens: im Nahostforum wurde das Thema „Peak Oil“ schon vor längerem diskutiert.
3.3 Es kommt auf das Verhalten der Menschen an
Ob sie sich ein Hauen-und-Stechen um die letzten Ölvorkommen liefern oder
nicht - sie werden schließlich lernen, ohne das Öl auszukommen. Hoffen
wir, dass sie ihrem Namen Homo Sapiens gerecht werden. Es besteht die Chance
positiver Veränderungen:
- weniger neue Treibhausgase (wenn nicht vermehrt auf Kohle zurückgegriffen
wird)
- weniger Umweltverschmutzung (Tankerunfälle ...)
- weniger Stau, Lärm, Verkehrstote
- weniger Chemie in der Landwirtschaft und damit in den Lebensmitteln
- weniger Zivilisationskrankheiten, Übergewicht ...
- weniger in Büros verbrachte Lebenszeit
- weniger Hektik und getrieben-sein
- weniger Entfremdung des Menschen von der Natur
- mehr Zusammenhalt
- und vielleicht sogar mehr Lebensqualität
Es ist höchste Zeit mit der Umstellung zu beginnen!
Wir müssen die „Gnadenfrist“ nutzen, die wir noch haben, denn
wenn es eng wird, haben wir kaum noch Reserven, z.B. zum Ausbau der erneuerbaren
Energien.
Leider ist das Bewusstsein dafür noch kaum vorhanden.
Politiker vermeiden dieses kritische Thema - an einer Stelle hieß es so
schön, das grenze an politischen Selbstmord - Jimmy Carter hatte es thematisiert
... und wurde prompt nicht wiedergewählt. Auch Ölförderländer
und Ölmultis vermeiden schlechte Nachrichten, nicht nur wegen ihrer Aktien
und weil sie an Einsparungen nicht interessiert sind. Cassandra wollen viele
nicht hören.
Die Menschen neigen dazu, erst zu reagieren, wenn es nicht mehr anders geht. Denken Sie an das Beispiel Müll: So lange es irgendwie ging, haben alle weitergemacht, wie bisher und man hat nichts gehört. Doch plötzlich hieß es von allen Seiten, diese Mülldeponie sei fast voll, jene auch und die des dritten ebenfalls. Innerhalb kurzer Zeit gab's halb so große Mülltonnen, die nur noch alle zwei Wochen geleert wurden und trotzdem das Doppelte kosteten. Es gab plötzlich grüne Punkte, gelbe Säcke und Recyclinghöfe. Das kleine Problem mit dem Müll ließ sich so in den Griff bekommen. Wenn wir bei dem ungleich größeren Thema Öl nicht rechtzeitig umsteuern, werden wir ins Neandertal katapultiert.
4. Erneuerbare Energien
Ganz ins Neandertal müssen wir nicht, denn wir haben noch die regenerativen Energien. Sie sind ein Hoffnungsträger. Vom 1. bis 4. Juni fand in Deutschland die Konferenz „renewables2004“ statt. Die Begeisterung über erneuerbare Energien ist berechtigt, weil sie (bei richtiger Anwendung) echten Fortschritt bedeuten. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie in einer fernen Zukunft locker für 20 Milliarden Menschen reichen und dass man noch nicht einmal sparen muss. Vorerst aber stecken sie noch sehr in den Kinderschuhen. Selbst bei großen Anstrengungen werden sie bis auf weiteres das Öl, welches in dicken Rohren aus dem Boden strömt, nicht ersetzen können. Außerdem muss man aufpassen, denn so ziemlich alle dieser unendlichen Energien haben ihren Haken, wenn man’s übertreibt.
4.1 Wasserkraft
Es ist eine der am längsten genutzten natürlichen Energien mit ausgereifter
Technik. Sie liefert nonstop Strom (Grundlast, Flüsse, wird weniger bei
Trockenheit) oder sogar dann wenn die höchste Nachfrage ist (Spitzenlast,
Speicherseen). Das Potential ist großteils ausgeschöpft. Viele kleine
Wasserkraftwerke könnten noch reaktiviert und manche größere
können verbessert werden. Wenn man es zu weit treibt, haben wir keine natürlichen
Flüsse mehr.
4.2 Windkraft
Vorteile: Großes Potential weltweit, geringer Platzbedarf, relativ ausgereift
und konkurrenzfähig. Nachteile: stark schwankend, je nach Wind, daher nur
begrenzter Anteil sinnvoll; Wird eventuell als störend empfunden, wenn
die Standortwahl zu unsensibel erfolgt.
4.3 Wellenenergie
Das ist eine noch nicht sehr ausgereifte, aber interessante indirekte Nutzung
der Windenergie. Der Wind erzeugt in einem großen Einzugsbereich die Wellen
auf dem Meer, genutzt wird die Energie in relativ unscheinbaren Anlagen. Es
gibt verschiedene Varianten:
a) Ein Becken, in das die Wellenberge schwappen und aus dem das Wasser durch
eine Turbine ins Meer zurück läuft (optimal in Hafenschutzanlagen
einzubauen, aber auch off-shore möglich, gut ab 3 m Wellenhöhe)
b) Große „Pilze“ unter dem Wasserspiegel, die durch die Strömung
auf und ab bewegt werden ...
c) Schwimmende Kissen auf der Wasseroberfläche, die durch die Wellen auf
und ab bewegt werden; Beim Heben des Kissens wir in einem Kolben unter Wasser
z.B. Druckluft erzeugt, die eine Turbine antreibt. Vorteil: Kleine Wellen sind
dafür schneller, wodurch auch bei geringem Wind noch fast genauso viel
Strom erzeugt wird - und kleine Wellen gibt’s an geeigneten Stellen immer
(Grundlast). Nachteil: Eventuell Hindernis für Schifffahrt -> z.B. in
Kombination mit off-shore Windkraft interessant;
4.4 Geothermie
Die Wärme aus dem Erdinneren (und Gezeitenenergie) sind die einzigen regenerativen
Energien, die nicht von der Sonne kommen. Mit tiefen Bohrungen kann Heizwärme
oder über Dampf sogar Strom erzeugt werden (Deep Heat Mining oder Hot-Dry-Rock-Technologie).
Das Potential ist aber eher gering. Zum Vergleich: Die Sonne schickt etwa 3000
mal so viel Energie auf die Erde, wie aus dem Erdinneren strömt. Um z.B.
nachhaltig 10000 kWh/Jahr für die Beheizung eines Wohnhauses (entspricht
ca. 1000 Liter Heizöl pro Jahr) durch aufsteigende Erdwärme zu bekommen,
wäre ein Einzugsbereich von gut 27000 m² nötig (= 93 m Radius
um das Haus). Daraus sieht man, dass zumindest bei dichterer Besiedlung (z.B.
Stadt) eine flächendeckende Versorgung allein durch die aufsteigende Wärme
nicht möglich ist. Interessant ist die Nutzung der Erdwärme vor allem,
wo überdurchschnittlich gute Bedingungen sind, „geologische Anomalien“
(Island, Philippinen und an vielen anderen Stellen, bei uns z.B. im Rheingraben).
4.5 Sonnenenergie
Die Sonne ist das genialste Kraftwerk, das die Erde je hatte und je haben wird.
Hier läuft die Kernfusion ganz ohne unser Zutun, kostenlos und in sicherer
Entfernung. Mehr als 10000 mal so viel Energie, wie die Menschen derzeit konsumieren,
trifft laufend auf die Erdoberfläche. Daher reicht es, einen winzigen Bruchteil
nutzbar zu machen - indirekt über Wasserkraft, Wind, Wellen, Biomasse oder
direkt:
a) Passiv: Solararchitektur, Wäscheleine ... (unkompliziert, erschwinglich,
zuverlässig)
b) Thermische Solaranlagen: für Warmwasserbereitung relativ ausgereift,
schon knapp rentabel; für Heizungsunterstützung (noch) kaum rentabel;
Vorteile: kein Flächenverbrauch, wenn auf Dach montiert; Guter Wirkungsgrad
gegenüber Photovoltaik; Nachteil: Jahreszeitlicher Verlauf von Angebot
und Bedarf sind entgegengesetzt, was den Wirkungsgrad schmälert. ->
reicht nicht allein
c) Solarthermische Stromerzeugung: Aufwindkraftwerke oder Parabolrinnen mit
Dampferzeugung und Turbine - in günstigen Lagen schon fast rentabel; Nachteil:
diffuse Strahlung kaum nutzbar, Flächenbedarf -> für südliche
Länder geeignet
d) Photovoltaik - Solarzellen bzw. -Module zur direkten Stromerzeugung aus Sonnelicht
- die geniale High-Tech-Lösung
Nachteile: Wirkungsgrad erst bei 12 % im Schnitt (noch verbesserungsfähig
- Forschung nötig)
Noch nicht konkurrenzfähig - Strom ca. 5 mal so teuer
Vorteile: ohne bewegte Teile, lange Lebensdauer, in kleinen oder großen
Einheiten verwendbar, kein Flächenverbrauch bei Mehrfachnutzung (Dächer,
Fassaden etc.), Rohstoff Quarzsand reichlich vorhanden; Riesiges Potential,
wenn die Wirtschaftlichkeit mal erreicht ist ...; auch für unsere Breiten
geeignet, weil auch diffuse Strahlung genutzt wird und der Wirkungsgrad bei
tieferen Temperaturen höher ist (siehe Artikel in Telepolis: „Warum
das bewölkte Deutschland einen PV-Boom auslösen kann“)
Derzeit ist der Markt an Photovoltaik-Modulen in Deutschland ziemlich leergefegt,
aufgrund des 100.000-Dächer Programmes (da sieht man, wie schnell Engpässe
entstehen ...). Weiter sind wir, wenn sie nicht auf dem Dach montiert werden,
sondern ganze Dächer damit gedeckt werden.
4.6 Biomasse
Sonne und Wind richten sich nicht nach dem Bedarf. Zwar ergänzt sich manches
- im Winter haben wir weniger Sonne, dafür mehr Wind... Aber woher kommt
der Strom nachts bei Windstille? Oft wird gesagt, dass es an Speichermöglichkeiten
fehle. Biomasse ist gespeicherte Sonnenenergie, sie kann hier einspringen, ist
eine der möglichen Lösungen.
a) Holz: Wald bringt vielfachen Nutzen: Schöne Landschaft, spazieren gehen,
Beeren und Pilze sammeln, Lebensraum für Tiere, Luft-Reinigung, Gewässerschutz,
Windschutz, Schutz vor Bodenerosion, Baustoff Holz und schließlich Energie.
b) Energiepflanzen: Dazu gehören die schnell wachsenden Pappeln, vor allem
aber die C4-Pflanzen, die das Sonnenlicht effektiver nutzen und dabei sogar
nur halb so viel Wasser brauchen. Dazu gehört der Mais, aber auch das Chinaschilf
(Miscanthus). Es liefert deutlich mehr Substanz und Energie (auch vielfältig
als Rohstoff verwendbar), kann allerdings mit den übrigen Vorzügen
des Waldes nicht mithalten. Das Grundnahrungsmittel Getreide als Energiepflanze
zu verwenden, dabei ist nicht nur vielen intuitiv unwohl, es gibt auch gute
Gründe dagegen. Einseitigkeit widerspricht der Natur, die Vielfalt anstrebt,
und begünstigt die Entwicklung spezifischer Schädlinge. Getreide wird
eher schon zu viel angebaut (Kühe können auch etwas anderes fressen,
am besten Gras). Es auch noch als Energiepflanze zu verwenden ist phantasielos
- nur weil man das schon gewöhnt ist.
c) Ölpflanzen: Raps, Leindotter, Ölpalmen und viele weitere (!) liefern
nicht nur Energie, sondern Treibstoff (!) Zwar kann man sogar aus Holz Benzin
machen oder aus Pflanzenöl Biodiesel. Viel naheliegender ist es aber, direkt
mit dem Pflanzenöl („Pöl“) zu fahren. Dafür ist keine
Industrie nötig (-> keine Verluste, aber auch keine Lobby), sondern
nur eine Umrüstung des Diesel-Fahrzeuges (Treibstoff-Vorwärmung).
Pflanzenöl hat deutliche Vorteile gegenüber Wasserstoff als Treibstoff.
Probleme:
1. Humusverlust: Abgesehen vom nassen Reisanbau und schonendem Waldbau ist die
bisherige Landwirtschaft noch nicht nachhaltig. Der Boden ist oft ungeschützt,
trocknet aus und wird von Wind und Wasser abgetragen. Zitat: "Vor 200 Jahren
hatten die landwirtschaftlichen Nutzflächen in den meisten Ländern
eine Humusschicht von durchschnittlich 60 Zentimetern, auf der unsere Nahrung
wuchs. Heute ist diese Schicht, besonders in den USA, auf knapp 25 Zentimeter
reduziert worden. Weitere 3 Zentimeter gehen alle 20 Jahre verloren." ...
"Wir brauchen unseren Boden zum Nahrungsanbau! ... “
2. Konkurrenz zu Lebensmitteln: Schon heute werden in Entwicklungsländern
teils Futtermittel für den Export angebaut, obwohl die eigenen Leute hungern.
Menschen in Entwicklungsländern konkurrieren mit dem Vieh der Industrieländer.
Der Anbau von Energiepflanzen darf nicht auf Kosten des Nahrungsanbaues gehen.
Es gibt genügend bessere Lösungen.
Interessant ist etwa der moderne „Mischfruchtanbau“: Man sät
z.B. Leindotter zusammen mit Getreide. Das verringert den Getreideertrag nicht,
aber man erntet zusätzlich Öl.
3. Regenwald: In Indonesien werden schon heute Tropenwälder abgeholzt,
um Ölpalmen anzupflanzen. Auch hier besteht also die Gefahr dass bisherige
Fehler verstärkt fortgesetzt werden.
5. Weiteres zur zukünftigen Energieversorgung
5.1 Kraft-Wärme-Kopplung
Kurz gesagt: Nutzung der Wärme, die bei der Stromerzeugung unweigerlich
entsteht, herkömmlich mit Heizkraftwerken (Fernwärme), zunehmend auch
dezentral (mit weniger Verteilungsverlusten) in BHKWs (Minikraftwerk statt Heizkessel
in Mehrfamilienhäusern) und in ferner Zukunft vielleicht Brennstoffzellen,
wenn das Gasnetz mit Wasserstoff gespeist wird, (geräuschfrei, auch für
Einfamilienhäuser geeignet).
Zur Erklärung ein Ausflug in die Physik:
Man bezeichnet Strom auch als reine Exergie. Man kann ihn praktisch ohne Verluste
(vor Ort) in Wärme umwandeln - etwa in einem Bügeleisen. Umgekehrt
kann man aber aus Wärme nicht Strom machen - nur aus einem Temperaturgefälle.
Deshalb brauchen Wärmekraftwerke einen Kühlturm (oder Fluss :-( o.ä.).
Auch ein Stirlingmotor funktioniert auf Dauer nur, wenn er auf der einen Seite
geheizt und auf der anderen gekühlt wird. Eine Dampfmaschine kann nur arbeiten,
wenn sie den expandierten Dampf (in eine kältere Umgebung) entlassen kann
(oder: geschlossener Kreislauf mit Kondensation - braucht auch Kühlung).
Eine Solarzelle kann nur Strom erzeugen, wenn sie von einem heißen Körper
(Sonne) angestrahlt wird, selbst aber vergleichsweise kühl ist. (Mit steigender
Temperatur nimmt ihr Wirkungsgrad schon ab ...) Letztendlich entsteht bei jedem
Umsatz höherer Energieformen (mit Exergie) bereitwillig als Verlust (Reibung
...) Wärme.
Chemisch gebundene Energie ist Exergie-haltig und Wärme an sich enthält
keine Exergie. Daher ist Kraft-Wärme-Kopplung grundsätzlich sinnvoll.
Man nutzt die im Brennstoff enthaltene Exergie zur Stromerzeugung und die unvermeidliche
Abwärme dient noch zu Heizzwecken. (Dagegen wird bei einer Ölheizung
die im Öl enthaltene Exergie verschenkt - oder noch schlimmer: bei der
Elektroheizung die 100% Exergie vernichtet.)
5.2 Wasserstoff
Das besondere an diesem Energieträger ist, dass bei seiner Verbrennung
mit dem Sauerstoff der Luft einfach nur Wasser entsteht. Diese Reaktion kann
auch ohne Flamme in einer Brennstoffzelle ablaufen, wobei direkt Strom erzeugt
wird (und Wärme). Umgekehrt wird bei der Elektrolyse mittels Strom Wasser
gespalten und Wasserstoff (+ Sauerstoff) erzeugt. Somit bietet sich der Wasserstoff
vor allem als Speichermedium an (Verwertung von überschüssigem Strom)
oder als Transportmedium (via Pipeline aus dem Sonnengürtel der Erde).
Er wird im Konzert der zukünftigen Energieversorgung sicher einen wichtigen
Part spielen.
Als Treibstoff wird er viel diskutiert, obwohl er hier ein schwieriger Geselle
ist und dem einfach schüttbaren Pflanzenöl weit unterlegen. Um genügend
von dem Gas in einem Fahrzeug unterzubringen, muss es entweder stark gekühlt
oder komprimiert werden - damit aber nicht genug, Zitat:
Als kleinstes Element ist Wasserstoff zwar sehr leicht, aber extrem flüchtig:
Es diffundiert sogar durch die Stahlwände einer Druckflasche! Gasförmig
hat es dort bezogen auf sein Volumen eine sehr geringe Energiedichte. Aber selbst
bei –253oC verflüssigt, ist seine Energiedichte mit 2,3 kWh je Liter
nur ein Viertel derjenigen von Pflanzenöl (9,2 kWh/l) bei 20oC. Und zur
Erzeugung und Verflüssigung von 1 Liter Wasserstoff wird derzeit rund drei
mal mehr Fremdenergie benötigt, als zur Gewinnung von 1 Liter Pflanzenöl.
Zusammen genommen bedeutet das, daß Pflanzenöl energetisch gesehen
zwölf mal besser abschneidet.
5.3 Stromversorgung der Zukunft
Ich teile das Thema mal in drei Fragen auf:
1) Woraus kann der Strom gewonnen werden?
Die Frage wird ja viel diskutiert. Auch wenn der Beitrag einer einzelnen modernen
Energie auf den ersten Blick klein aussieht ... die Zeit kann viele kleine Fortschritte
bringen und die Summe macht’s. Ein Szenario (verglichen mit dem heutigen
Verbrauch): 6% Wasserkraft, 3% Wellen, 10% Wind, 1% Geothermie, 25 % Sonne,
5% Biomasse, 50% Einsparung durch mehr Effizienz und bewusstes Verhalten.
2) Angebot und Nachfrage zusammen bringen ?
Die Sonne scheint nur tags, und im Winter weniger. Der Wind weht, wann er will.
Mein Vorschlag: Der „gleitende Strompreis“: Heute schon handeln
die Stromanbieter laufend den aktuellen Preis aus, und der kann niedrig sein
oder zu Spitzenzeiten schon mal 50 Cent je kWh betragen. Man sollte den aktuellen
Preis an alle Verbraucher und Einspeiser weitergeben, z.B. per Funk, wie heute
die Rundsteuersignale für Nachtsrom (oder über eine etwas variable
Netzspannung ...). Man bräuchte neue Zähler, die den jeweiligen Verbrauch
mit dem aktuellen Preis gewichten. Der aktuelle Preis könnte von variablen
Verbrauchern ausgewertet und so die in vielen Dingen enthaltene Speicherkapazität
genutzt werden: Die Stadtwerke können ihre Trinkwasserspeicher füllen,
wenn der Strom gerade billig ist, Kühlhäuser kühlen, Wärmepumpen
heizen ... Viele Geräte enthalten heute schon einen Mikroprozessor, da
wäre die Zusatzfunktion kein großer Aufwand (Kühlschrank, Tiefkühltruhe
...). Die Verbraucher sind unterschiedlich flexibel: Die Waschmaschine wird
ein angefangenes Programm möglichst zu Ende bringen. Die Ladestation für’s
Elektroauto in der Garage kann dafür innerhalb von Sekunden reagieren.
Auch manche Stromerzeuger sind flexibel, z.B. die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplung
mit BHKWs oder Brennstoffzellen. Sie können vorzugsweise dann laufen, wenn
der Strom am teuersten ist. Man kann das Ganze auch als Verfeinerung des heutigen
Nachtstromes betrachten oder als Regelung durch den Markt.
3) Netzstabilität und -Aufbau
Die heutigen dezentralen Einspeiser (Windkraft, Photovoltaik ...) gehen davon
aus, dass die Netzspannung vorhanden ist und schalten sich dazu, um einzuspeisen.
Die großen Kraftwerke regeln das Netz und hätten nach einem Zusammenbruch
die Fähigkeit, es wieder aufzubauen. Wenn die Stromversorgung zunehmend
von den kleinen Einspeisern übernommen wird, muss man sich rechtzeitig
Gedanken machen, wie das Netz notfalls wieder hochgefahren werden kann, denn
das können diese heute nicht. Mögliche Ansätze: Synchronisation
über Funk, Einspeisung schon ab sehr niedriger Spannung. Während die
großen Energieversorger auf die sinnvolle Dezentralisierung heute in der
Hauptsache beleidigt reagieren, wäre ihre Kompetenz durchaus gefragt bei
der Koordination der Punkte 2) und 3).
5.4 Wie viel ist erreichbar?
Während meines Elektrotechnik-Studiums belegte ich das Fach „Regenerative
Energien“. Man lehrte uns damals (1991), dass eigentlich nur ein paar
Prozent unseres Energiebedarfes damit gedeckt werden könnten (fast als
wollte man uns zeigen, dass es keinen Sinn hätte).
Auf der anderen Seite: Auf einer Berghütte betreibe ich eine kleine Solarstromversorgung:
* 4 Solarmodule (4x SM55, zusammen 1,7 m², maximal 220 Watt)
* 4 Batterien (Gesamtinhalt 10 kWh)
* 1 Wechselrichter (24 -> 230V Sinus, 2,3 kW, kurzzeitig 8 kW, „Studer
SI 2423 Twinpower“)
Damit habe ich eine komfortable Stromversorgung. Ich betreibe alle möglichen
Geräte nach Herzenslust, wie Radio, Staubsauger, Mischmaschine (Mörtel,
Beton), Sägen, Bohrer, Hilti (viele Stunden nonstop), Kettensäge (für’s
Brennholz), Licht (teils diverse Lampen bis spät in die Nacht als Baustellenbeleuchtung).
Im Sommer hatte ich so viel Überschüsse, dass ich sogar elektrisch
gekocht habe. Es würde nicht reichen für Kühlschrank und Waschmaschine
(da wären mehr Module nötig). Im Winter musste ich sparen. Ich würde
dort auch nicht den Computer ständig an lassen etc. Der einzige Haken ist
die begrenzte Lebensdauer der Batterien (ca. 10 Jahre).
Obwohl die Modulfläche mit 1,7 m² lächerlich klein ist, habe
ich den größten Teil des üblichen elektrischen Komforts. Zusammen
mit Brennholz zum Kochen und Heizen ist es zumindest vor Ort eine 100%-Versorgung.
Fazit: Es macht irgendwie einen Unterschied, ob man mühsam von dem hohen
heutigen Verbrauchsniveau herunter will (und an der Macht der Gewohnheit scheitert,
siehe 1. Absatz), oder ob man quasi von vorne anfängt.
5.5 Entwicklungsländer
Man sagt, wenn der Ölpreis steigt, bekommt der Westen einen Schnupfen und
die Entwicklungsländer eine Lungenentzündung. Das bezieht sich auf
ihre Wirtschaft, deren Wertschöpfung mangels High-Tech und durch lange
Wege stärker vom Ölpreis abhängt. Auf der anderen Seite gibt
es dort noch viel Subsistenzwirtschaft (Selbstversorgung) - etwas das wir weitgehend
verlernt haben und mit knapp werdendem Öl erst wieder lernen werden müssen.
Wer hoch steht, kann tief fallen. Bleibt zu hoffen, dass dann - bildlich gesprochen
- die Chinesen ihre Fahrräder noch haben.
Im übrigen können einfache Anwendungen regenerativer Energie in den
weitläufigen Ländern oft ein echter Gewinn sein, z.B. solar betriebene
Brunnenpumpen oder Beleuchtung (vgl. auch 5.4).
6. Sparmöglichkeiten
Die Begeisterung für die erneuerbaren Energien ist berechtigt. Das darf aber nicht zu der (noch weit verbreiteten) Illusion führen, dass wir am Verbrauch nichts zu ändern bräuchten. Im Gegenteil: Der Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung braucht viel Zeit. Für die in den nächsten Jahrzehnten anstehenden Probleme („Peak Oil“ und Klimawandel) helfen uns hauptsächlich Einsparungen.
Ein Beispiel: Rein theoretisch könnten 12% der Fläche Afrikas, mit
Ölpalmen bepflanzt, so viel Öl liefern, wie derzeit weltweit an Erdöl
verbraucht wird. Natürlich müssten die Palmen aber erst wachsen. Dann
müsste geerntet und ausgepresst werden ... Infrastruktur müsste entstehen,
Anfangsfehler korrigiert werden ...
Wenn es wegen „Peak Oil“ keinen Grund zur Panik gibt, dann deswegen,
weil der größte Teil der Energie nur vergeudet wird. Wie groß
man diesen Anteil annimmt, ist nur eine Frage der Ansprüche. Im Zweifel
kann man auch ohne Energieversorgung leben, so wie die Menschen vor der Entdeckung
des Feuers. Ganz so weit muss es ja nicht kommen ...
Die üblichen Spartipps betreffen Einsparungen, die weitgehend ohne Einschränkung des gewohnten Komforts zu haben sind. Sie haben sehr wohl ihre Berechtigung, dürften aber bekannt sein, etwa:
* Energiesparlampen verwenden
* Herdplatten rechtzeitig ausschalten
* Räume nicht überheizen, jedes Grad weniger spart 6 %
...
Leider entsteht dabei der Eindruck, als würde das reichen ... als bräuchten
wir unsere inzwischen selbstverständlich gewordenen Ansprüche, Verhaltensweisen,
Techniken nicht überdenken (viele betrachten ihre Stromkosten ja als Fixkosten
...).
Im Folgenden habe ich auch einige weitergehende Vorschläge „versteckt“.
Jeder möge sich aussuchen, was ihm gefällt ;-)
6.1 Informationstechnik
Telefone, Computer, Internet-Server etc. brauchen inzwischen über 11% des
Stromes in Deutschland, Tendenz steigend. Das ist fast 3 mal so viel wie die
Wasserkraft liefert.
Dabei könnte man Information fast leistungslos verarbeiten - die Technik
wäre vorhanden.
Sie wird schon in Armbanduhren oder Taschenrechnern eingesetzt, die jahrelang
mit einer Knopfzelle laufen oder mit einer lächerlich kleinen Solarzelle.
Ich habe spaßeshalber mal bei meinem Taschenrechner nachgemessen (ein
wissenschaftlicher mit vielen Funktionen). Er braucht je nach Betriebszustand
0,000 006 bis 0,000 009 Watt.
Dagegen sind die heutigen „modernen“ Computer mit Röhrenmonitor,
surrender Festplatte, 80-Watt-Prozessor und 300 Watt-Netzteil eigentlich reif
fürs Museum. Meiner braucht immerhin 170 Watt (davon 94 der Monitor). Zwar
leistet der Prozessor mehr als der Taschenrechner, aber es wäre viel weniger
Verbrauch möglich, was dann wiederum Lüfter überflüssig
machen würde. Statt dessen geht jeder Fortschritt in noch mehr Taktfrequenz
... was dann von Ressourcen-fressender Software wieder neutralisiert wird. So
manch einer mag stolz auf seinen Prozessor mit Power und dickem Kühler
sein (noch ...). Dass es anders geht zeigen Laptops mit Prozessoren von z.B.
7 Watt und Flachbildschirm, wenigstens ein Schritt in die richtige Richtung
(der Haken sind die Ladenetzteile, wenn sie dauernd laufen).
Es sollten keine Röhrenbildschirme mehr hergestellt werden. Wer sich noch
keinen flachen Bildschirm leisten will, sollte einen gebrauchten Monitor nehmen.
Davon gibt’s genug.
Lassen Sie ihren Computer nicht unnötig laufen. Selbst bei kurzer Abwesenheit
schalten sie wenigstens den Moitor aus.
6.2 Beleuchtung
Edison machte sich einst Gedanken, wie man für genügend Licht für
eine Operation sorgen könnte. Heute haben wir so viel Licht, dass schon
von „Lichtverschmutzung“ gesprochen wird. Wenn man nachts in Dubai
landet, sieht man schön, wie die Stadt in hellem Glanz erstrahlt - selbst
Landstraßen außerhalb der Stadt sind hell erleuchtet. Man zeigt
eben, dass man Energie reichlich hat ... und verschwendet sie leider. Ähnlich
ist es auch bei uns, nur fällt es uns nicht auf.
Das künstliche Licht ist ja eine tolle Erfindung, aber müssen wir
es in Räumen brennen lassen, in denen niemand ist, nur damit man es nicht
einschalten muss, wenn man irgendwann wieder kommt? An Straßenbeleuchtung
haben wir uns gewöhnt, aber brauchen wir sie? Stört sie nicht sogar
oft? Wären die Menschen nicht ausgeglichener mit weniger „Night-Life“?
Früh morgens wäre es schon hell. Von Städten aus kann man kaum
noch die Milchstraße sehen. Eine Taschenlampe mit aufladbaren Batterien
ist ’ne tolle Sache! Manche Lampenschirme schlucken viel Licht.
Licht ist die sichtbarste Form der Energie-Nutzung, es macht nur einen kleinen
Teil aus.
6.3 Heizung
Wärme kostet viel Energie, in Haushalten so um die 70-80%. Zwar können
wir durchaus ganz ohne Heizung leben, wenn wir auch im Haus richtig warme Kleidung
an behalten, etwa wie die Eskimos, aber ein bisschen Wärme ist doch ganz
schön, allein schon zum Sachen trocknen. Früher haben die Leute nicht
ganze Häuser geheizt (obwohl sie kleiner waren ... und mehr Leute darin
wohnten ...), sondern hauptsächlich einen Raum. Im fortschrittlichen Japan
gibt’s heute noch kaum Zentralheizungen (da hat das Bad schon mal 12 °C).
Franzosen, wenn sie zu uns kommen, wundern sich, wie viel und lang wir heizen.
Vor allem aber werden immer noch energetisch ungünstige „Paläste“
aus Glas und Alu gebaut, die heute schon teuer zu beheizen sind. Hier werden
die Zeichen der Zeit genauso ignoriert, wie bei Autos oder Computern, nur dass
Häuser die längste Lebensdauer haben ...
Ich habe einmal einen Winter in einer Berghütte zugebracht. Sie war so zugig, dass es mit dem kleinen Holzofen maximal 5 Grad wärmer als draußen wurde. Schlafen bei -13° tief unter der Bettdecke, ein am Ofenrohr angesengter Anorak ..., hart gefrorene Orangen schälen, Eis über dem Bach aufhacken für Trinkwasser, feine glitzernde Eiskristalle im Glas Wasser ... Das erstaunliche: Ich wurde nicht krank, war nie zuvor so gesund wie in diesem Winter. Alle sagten: „Du siehst aber gut aus“.
Tipp: Wenn Sie eine neue Umwälzpumpe brauchen, erkundigen Sie sich über die energiesparende Pumpe aus der Schweiz: „Biral MC10“. Sie ist teurer, was sich aber leicht rechnen kann. Sie braucht dank eines effektiveren Motors nur 7 ... 17 Watt, höchstens 1/3 herkömmlicher Pumpen.
Tipp: Wenn Sie Ihr Haus warm einpacken wollen: Es muss weder Styropor, noch die unfreundliche Mineralwolle sein. Thermohanf eignet sich gut und wird derzeit mit 40 € pro m³ gefördert.
6.4 Kühlung
Obwohl ein Kühlschrank nur 100 Watt braucht (während der Kompressor
läuft, das ist meist weniger als die Hälfte der Zeit), gehört
er durch seinen Dauerbetrieb doch zu den Großverbrauchern, wie Herd und
Waschmaschine. Hier ist es besonders wichtig, genau zu überlegen, was man
braucht und genau zu vergleichen. Später lässt sich kaum noch etwas
sparen, außer die kleinste Stufe einzustellen, was meist immer noch kalt
genug ist.
Manchmal hört man, die Geräte würden ständig sparsamer werden.
Das stimmt so allgemein nicht! Ein „normaler“ Kühlschrank kann
heute durchaus 1,2 kWh / 24h brauchen. Das gleiche verbrauchten „normale“
Geräte vor 30 Jahren auch. Nur die extra sparsamen Geräte wurden weiter
verbessert (z.B. 0,35 kWh / 24h). Beachten Sie, dass die Verbrauchsklassen nicht
angepasst wurden: Das Eurolabel A ist nicht mehr die sparsamste Klasse, die
besten heißen jetzt A++
Tiefkühltruhen sind sparsamer als Schränke, weil beim Öffnen
nicht die kalte Luft heraus „fällt“ und auch kleine Undichtigkeiten
nicht so viel bewirken.
Klimaanlagen sind ein überflüssiger Luxus, an den man sich besser
gar nicht gewöhnen sollte.
6.5 Verkehr
Ein Auto, das heute verkauft wird, hält ungefähr bis 2020. Bis dahin
dürfte das Benzin aber ein Mehrfaches des heutigen Preises kosten. Die
schweren Schlitten, die heute noch gebaut werden, dürften schon bald einen
schlechten Wiederverkaufswert haben ...
Mobil zu sein, ist ein toller Luxus, aber es wird so übertrieben, dass
man oft schon mehr steht, als fährt.
Die meisten denken: Wer ein schnelles Verkehrsmittel hat, spart Zeit. Richtig?
Dann müssten aber die Leute in Ländern mit schnellen Verkehrsmitteln
ganz viel Zeit haben ........ Jeder weiß, dass es nicht so ist. Tatsächlich
verwenden die Menschen seit ewigen Zeiten etwa gleich viel Zeit für Mobilität.
Mit schnelleren Verkehrsmitteln werden die Wege weiter. Wenn sie es sich leisten
könnten, würden manche noch in einem anderen Land arbeiten und täglich
mit dem Flugzeug pendeln ... Wir sollten wieder mehr in der Nähe arbeiten,
einkaufen etc., die Dienste der Post und der Datenautobahn in Anspruch nehmen,
statt selbst zu fahren. Eine Telefon- oder Videokonferenz kann so manchen Flug
eines Managers ersetzen.
Eine neue Flexibilität ist gefragt:
Nicht wie bisher weit entfernte Arbeit annehmen, sondern nahe liegende. Arbeitgeber
sollten ihrerseits bevorzugt Leute aus der Umgebung einstellen. Anforderungen
an Qualifikation (Beispiel Meisterbrief) sollte man auf Normalmaß reduzieren
und statt dessen die Leute vermehrt das arbeiten lassen, was sie sich zutrauen.
Eine Verkürzung der täglichen Arbeitszeit bringt nichts, weil damit
die Fahrten nicht weniger werden ... (besser ganze Tage, Wochen, Monate oder
Jahre aussetzen). Arbeit sollte kein Selbstzweck sein. Arbeitgeber sollten die
Forderung nach dem „lückenlosen Lebenslauf“ aufgeben (jeder
lebt lückenlos ;-). Wer es sich leisten kann, nicht zu arbeiten, entlastet
den Arbeitsmarkt und den Berufsverkehr (und die anderen stehen weniger im Stau).
Er kann sich z.B. statt dessen eine ehrenamtliche Arbeit vor Ort suchen - zu
tun gibt’s immer genug!
Plakativ: Statt die sprichwörtlichen Kartoffeln zum Waschen nach Italien
zu fahren, sollte der Verkehr auf das Maß reduziert werden, das wirklich
Lebensqualität bringt.
6.6 Konsum
Wenn etwa ein Kleidungsstück einen kleinen Fleck hat, wird es oft schon
ausrangiert, obwohl es seinen Zweck noch bestens erfüllen könnte.
Ähnlich ist es mit kleinen Gegenständen, Geräten, Wohnungseinrichtung,
Auto, Haus ... Unser Anspruch an Perfektion erkaufen wir mit viel Verbrauch
von Ressourcen, denn all die Dinge müssen ja produziert, transportiert,
verkauft, wieder transportiert ... und zur Entsorgung nochmal transportiert
werden.
Aber der Konsum schafft doch Arbeit ?
Ja, aber wenn für etwas gearbeitet wird, das eigentlich nicht gebraucht
wird, ist das Unsinn (da könnte man die Leute genauso gut bezahlen, ohne
dass sie die Arbeit machen). Arbeit sollte kein Selbstzweck sein (siehe 6.5).
Aber wie sollen die Leute dann ihr Geld verdienen?
Wenn sie weniger konsumieren, brauchen sie weniger Geld ... Da schließt
sich der Kreis.
Wir sind Getriebene unserer eigenen Ansprüche - leider sogar zunehmend
auch die Kinder.
6.7 Der Einfluss der Faulheit
Früher war die Faulheit auf der Seite der Sparsamkeit: Wenn man vergaß,
Holz ins Feuer zu legen, ging es aus. Heute ist die Faulheit oft auf der Seite
der Verschwendung. Wenn man vergisst, das Licht, den Computer, die Heizung,
den Wasserhahn, das Steckernetzteil ... aus zu machen, läuft der Verbrauch
weiter.
6.8 Paradoxes
Mit immer mehr Klimaanlagen kämpfen die Leute gegen die Folgen des Klimawandels
... und verstärken ihn dabei. Mit Krieg sollen Ölvorkommen gesichert
werden ... und der Krieg kostet so viel Öl (von der Waffenproduktion ..........
bis zum Wiederaufbau).
6.9 Sparen für mehr Verbrauch?
Davon wird so mancher technische Einspareffekt aufgezehrt:
* Fortschritte in der Motorentechnik - dafür hat man stärkere Motoren,
mehr Zubehör, schwerere Autos und fährt schneller (bei 90 km/h wäre
etwa der günstigste Verbrauch, aber mit 110 auf der Autobahn ist man ein
Verkehrshindernis)
* Energiesparlampen verbrauchen weniger - dann kann man Sie ja länger brennen
lassen (?)
* Fortschritte in der Computertechnik - nur für Geschwindigkeit, die von
Ressourcen verschwendender Software wieder verbraten wird
6.10 Der Faktor 24
Für ein Steckernetzteil sind 5 Watt Eigenverbrauch ein typischer Wert.
Wenn es 24 Stunden in der Steckdose steckt, hätte man statt dessen 2 Stunden
eine 60 Watt Glühlampe betreiben können (oder 8 Stunden eine 15 Watt
Energiesparlampe). Viele Geräte brauchen auch 10 Watt im Standby. Wenn
Sie so eines während eines zweiwöchigen Urlaubes an lassen, könnten
Sie statt dessen hinterher drei Waschmaschinenladungen mit 60°C laufen lassen.
Zig tausende Kligeltrafos laufen in Deutschland nonstop, obwohl man genauso
gut einen geeigneten Klingeltaster VOR den Trafo schalten könnte. Wie viele
heimliche Verbraucher gibt’s bei Ihnen? Schaffen Sie es, dass der Zähler
stehen bleibt, wenn der Kühlschrank und alle Lichter aus sind?
6.11 Übertriebenes Sicherheitsdenken
Netzteile: Mit der Forderung nach einer VDE-Zulassung für Netzschalter,
wurde erreicht, dass Hersteller elektronischer Geräte oft keinen echten
Netzschalter mehr einbauen (um die Kosten für die Zulassung zu sparen).
Das führt zu einer beachtlichen Energieverschwendung.
Bürokratie: Es ist kaum zu überblicken, wie viele Fahrten nur wegen
künstlicher Zwänge nötig sind, z.B. mehrere Handwerker verschiedener
Zünfte, die wegen einer Baumaßnahme anreisen müssen.
Autos: Immer mehr Sicherheitseinbauten machen Autos schwerer (die zusätzliche
Sicherheit wird großteils durch den Fahrstil neutralisiert). Wegen übertriebener
Anforderungen an die Beförderung von Kindern sind viele Eltern gezwungen,
sich einen „Kleinbus“ zuzulegen.
Sie werden vielleicht sagen, Sicherheit sei doch wichtig. Das stimmt schon, aber man sollte dabei auch sehen, was auf der anderen Seite der Medaille steht: Gefahr und Altlasten durch Atomkraftwerke, Klimaveränderung, Kriege um Bodenschätze ...
6.12 Was die Politik tun kann
1) Die Bevölkerung aufklären! (ohne Panikmache), denn es fehlt noch
sehr am Bewusstsein. Erst wenn die Leute bescheid wissen, können sie anfangen,
sich darauf einzustellen. Dann werden sie auch weitere Maßnahmen eher
verstehen und mittragen.
2) Verteuern der endlichen Energie
Nachdem schon immer von der Steuerreform die Rede ist - eine höhere Mehrwertsteuer
ist Rasenmähermethode und bringt nichts. Statt dessen sollten die Staatseinnahmen
schrittweise vom Lohn weg (z.B. höhere Freibeträge) auf endliche Energie
verlagert werden. Es gibt keinen Grund, den Faktor Arbeit zu bestrafen ... sehr
wohl aber den Energieverbrauch. Damit soll die zu erwartende Verteuerung der
Energie vorweg genommen werden, damit die notwendige Umstellung in Gang kommt
und der Ölverbrauch schon mal gebremst wird.
Im Fall von Benzin und Diesel wäre das EU-weit nötig, um Tanktourismus
zu vermeiden - eine sinnvolle Anwendung der Europäischen Union.
Wegen des produzierenden Gewerbes wäre eine weltweite Lösung wünschenswert,
wegen der Wettbewerbsgleichheit - andererseits, wenn aufkommensneutral umgeschichtet
wird vom Lohn zur Energie, sollte es auch gehen. Schließlich hat eine
rechtzeitig umgestellte Wirtschaft, wenn's ernst wird, die Nase vorn.
Ein internationales Vorgehen wäre trotzdem optimal, z.B. wegen des Flugbenzins
(Kerosin). Das erscheint ziemlich aussichtslos, aber man sollte es versuchen,
z.B. auf der nächsten Klima-Konferenz o.ä.
Hier ein Argument, das selbst Leute überzeugen könnte, welche die
Ölförderländer alle für Schurkenstaaten halten: Wenn wir
es nicht schaffen, unseren Ölverbrauch selbst zu bremsen, werden steigende
Ölpreise die Sache regeln - mit dem Unterschied, dass dann mehr von den
schönen Dollars und Euros bei den "Schurken" landen. - Eine Abwandlung
des Satzes: If you don't deal with reality, reality will deal with you.
Die Ökosteuer ist ein Schritt in die richtige Richtung, nur es müsste weiter gehen - schrittweise, so dass alle sich darauf einstellen können. Der Markt kann dann den Rest entscheiden - ob man Gurken lieber aus Holland kauft (1 Liter Heizöl je Gurke für Beheizung des Gewächshauses) oder aus Spanien (Transport) - ob man sich lieber Südfrüchte leistet oder den Urlaubsflug in den Süden (nur bei internationaler Lösung).
So lange die Politik diese Impulse nicht gibt, kann man nur froh sein, wenn möglichst frühzeitig der Ölpreis steigt. Jedes künstliche niedrig-halten des Ölpreises, mit Krieg oder mit Druck auf die OPEC ist genau kontraproduktiv.
3) Verstärkte Forschung in Richtung der alternativen Energien, z.B. Verbesserung des Wirkungsgrades von Solarzellen (und Anschubförderung - geschieht schon in Ansätzen).
4) Keine Wiederauflage der Kernenergie
Sie ist ebenfalls endlich (nur aufschiebende Wirkung), hinterlässt aber
schwerwiegende Altlasten.
Sie ist ein Spiel mit dem Feuer (so „sicher“ wie die Titanic) und
hat das Potential, ganze Landstriche unbewohnbar zu machen. Nach den Regeln
der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist der nächste Gau nur eine Frage der
Zeit.
5) Sonstige Weichenstellungen, wie zu Fuß erreichbare Geschäfte, kein Bau von Ölkraftwerken oder Energie-intensiver Infrastruktur (Tunnel müssen ständig beleuchtet, belüftet und entwässert werden. Der Transrapid braucht viel Strom allein zum Schweben) ...
6) Keine Kriege um die letzten Ölreste (oder um andere Bodenschätze)
6.13 Was jeder tun kann
Ein paar weitere Vorschläge:
* Wenn Sie Kinder haben, lehren Sie sie einen bewussten Umgang mit Energie.
* Wenn Sie Zeitungen oder Zeitschriften bekommen, die eigentlich niemand liest,
bestellen Sie sie ab.
* Wenn Sie einen Garten haben, pflanzen Sie Obst und Gemüse an. Alles was
dort wächst, braucht keine (technische) Energie für Anbau und Transport.
* Wenn Sie brach liegendes Land besitzen, forsten Sie auf.
* Wenn Sie es können, reparieren Sie kaputte Sachen. Wenn sie doppelt so
lange genutzt werden können, entfällt auf die Produktion halb so viel
Energie- und Rohstoffverbrauch.
* Wenn Sie ein Gerät oder Auto kaufen, fragen Sie nach dem Verbrauch und
kaufen Sie nur eines der effizientesten - zu Ihrem eigenen Vorteil und damit
die Industrie lernt, worauf es ankommt.
* Wenn Sie selber an der Konstruktion beteiligt sind ... dann haben Sie vielleicht
Einfluss auf entscheidende Details ...
* Stellen Sie sich schon mal darauf ein, dass längst nicht alles wichtig
ist, was wir heute haben (Klimaanlagen, Weichspüler, Wäschetrockner,
Haarfestiger, GPS, Küchenrollen, Tempos, Handtuchwärmer, Warmluftschranken,
Laubsauger ... aber auch Computer, Handy, Fernsehen, Auto ...).
* Gehen Sie bewusst mit der Energie um. Dazu gehört auch, den Komfort,
den sie bringt, zu schätzen. Also, wenn Sie schon in den Urlaub fliegen,
dann genießen Sie es richtig!
6.14 Meine eigenen Maßnahmen
1991 Jagd auf diverse Dauerverbraucher, z.B. Radiowecker von meinem Nachttisch still gelegt, Antennenverstärker an Fernseher gekoppelt, Kühlschrank umgebaut (vorher 1,1 kWh pro Tag, nachher 0,56 kWh pro Tag); ein Teil der Glühlampen durch Energiesparlampen ersetzt;
1991 alter Öl/Feststoff Heizkessels durch effizienten Holz-Heizkessel ersetzt, bewusst Schwerkraftheizung beibehalten und erweitert (läuft ohne Strom), Nachtspeicheröfen teilweise stillgelegt
1992 Einbau eines großen Pufferspeichers (6800 Liter) für die Holzheizung und spätere Solaranlage (Heizung nur noch mit Holz, jetzt komfortabler: nur noch alle paar Tage), Nachtspeicheröfen entfernt
1995 Bau der Solaranlage mit 28 m² Vakuum-Flachkollektoren für Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung, seither geringerer Holzverbrauch, Warmwasser im Winter leider noch mit Nachtstrom
1995 Waschmaschine mit Warmwasseranschluss, braucht im Schnitt halb so viel Strom (gemessen)
1997 Bau der Solarstromversorgung auf der Berghütte, siehe 5.4
2001 Sparsameres Auto: vorher Käfer mit gut 10 l/100km, jetzt Golf Diesel mit 5-6 l/100 km (schade, dass er keinen 6. und 7. Gang hat - oder die 5 Gänge weiter auseinander - da würde er auf der Autobahn noch viel weniger brauchen, wegen niedrigerer Drehzahl; bei 1500 U/min statt 3000 wär’s fast nur die Hälfte an Verbrauch)
2004 (kürzlich) Leuchtstofflampen in Arbeitsraum mit elektronischen Vorschaltgeräten versehen (27% weniger Verbrauch) und nur 2 Statt vier Röhren standardmäßig ein - die anderen beiden sind bei Bedarf zuschaltbar (nochmal bis zu 50% eingespart);
geplant:
* Erneuerungsbedürftige Fenster werden mit dreifach-verglasten ersetzt
(sind schon da)
* Wärmedämmung des Hauses mit Thermohanf (für weniger Verbrauch
an Brennholz und weniger Arbeit damit)
* wieder mal Jagd auf Dauerverbraucher, von denen sich leider wieder einige
angesammelt haben (Modem (10W), Videorekorder), wenigstens eine Festplatte weniger
im PC
* Anbindung des Warmwasserspeichers an Heizung (bisher nur solar und im Winter
Nachtstrom)
* Zentralheizungsherd für Heizungsunterstützung + Kochen und Backen
in der Heizperiode
* ( ) Wenn ich das Geld dafür hätte: Photovoltaikanlage mit 2 bis
5 kW Peak auf dem Dach
* Vielleicht einiges von meinen guten Ratschlägen hier selbst umsetzen
;-)
Mein Kompliment für Ihre Ausdauer,
Wolfram
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