Geldumsatz als Maß für Energieverbrauch

 

Es ist eine Theorie, die besagt, dass der Preis für etwas ein grobes Maß dafür ist, wie viel Energieverbrauch damit verbunden ist.


Erklärung

Man kann es mit den Rebound-Effekten erklären.
Direkter Rebound: Leute lassen die LED-Lampe länger brennen, oder beleuchten mehr, weil sie ja so sparsam ist.
Indirekter Rebound: Wenn sie das nicht tun, haben sie Geld übrig, mit dem sie dann in den Urlaub fliegen o.ä.

Man kann es auch damit erklären, dass Geld einzunehmen und es wieder auszugeben, jeweils meist mit Energieverbrauch verbunden ist.
Es gibt zwar manche Dinge, die teuer sind, aber kaum Energie verbraucht haben, etwa ein Grundstück oder ein Gemälde eines berühmten Malers, der damals vielleicht sogar recht arm war. Der Käufer davon hat aber oft viel Energie verbraucht, um das Geld dafür zu verdienen - und der Verkäufer hat dann das Geld und wird sich nicht selten wiederum energieintensive Dinge davon leisten. Dadurch ist auch der Kauf des Grundstücks oder des Gemäldes indirekt mit viel Energieverbrauch verbunden.


Konsequenzen

Mit dieser Faustregel werden manche Dinge klarer, welche durch den Zwischenschritt Geld oft nicht sichtbar sind.

Weitere Hinweise in dieser Richtung

Dazu passt z.B. auch die Meldung: Klimakiller Reichtum: Das reichste 1 Prozent schädigt das Klima doppelt so stark wie die ärmere Hälfte der Welt.
Man muss also weniger Geld einnehmen, wenn man Energie sparen will.

Interview mit Rebecca Hosking - Die britische Pionierin bezüglich Verbannung von Plastiktüten, zuerst in ihrem Heimatort ... und Autorin des Films "A Farm for the Future", im Interview gefragt, welche einfachen Maßnahmen für Klimaschutz sie empfehlen kann, sagte sie unter anderem:

"The other really easy tip is to do more of what is free."

"To use energy costs money, but there is so much that is really enjoyable that doesn’t use energy. Things such as playing with your kids in the park or garden, walking, riding a bike, outside exercise in general, gardening, chatting with friends and family, reading a good novel, relaxing under a tree, meditation, or just being mindful. All these things are mentally really good for you. Your mind relaxes, and they don’t cost you a penny."

"I’ve found once you start to give time to such simple pleasures, you start to look at other parts of your life and begin to make changes there too. It’s an enjoyable process that I, and many of my friends, have been through and learnt a lot, and I now share in talks."


Herkunft der Theorie

Im Peak Oil Forum (https://www.peak-oil-forum.de/phpbb3/  leider nicht mehr erreichbar) hatte etwa im Jahr 2007 der Teilnehmer "Lef" sein "Lefsches Theorem" vorgestellt (Theorem heißt Lehrsatz). Es besagte, dass man den Energieverbrauch von etwas an seinem Preis ablesen könne. Es gab aber diverse Einschränkungen, etwa dass etwas nicht finanziell gefördert werden dürfte, dass es vermehrbar sein müsse, also kein teures Einzelstück usw. Als Architekt zielte Lef mit seinem Theorem darauf ab, die Photovoltaik in Frage zu stellen, weil man schon an ihrem hohen Preis ablesen könne, dass sie sich nicht lohne. Zumindest wollte er eine weniger euphorisch/ideologische, sondern ehrlichere Bewertung der Photovoltaik.

Naja, ob man es als Theorem bezeichnet? Ich finde Theorie passender. Ich fand aber damals schon, dass man das noch brauchen kann, wenn auch weniger streng ausgelegt, sondern weiter gefasst, als grober Anhaltspunkt.


Offene Fragen

Auch bevor es die technischen Energien (Kohle, Öl, Gas und Strom) gab, gab es schon Geld - etwa die "Eulen" in Athen. Damals hätte die Theorie also nicht funktioniert. Heute funktioniert sie wohl nur, weil so viel mit diesen Energieformen gemacht wird. Das könnte sich vielleicht auch wieder ändern.

Wenn es eine Relation zwischen Preis und Energieverbrauch gibt, kann man dann diese als Zahl angeben?
Ist es einfach der Energiepreis? Beim Benzin stimmt das halbwegs, aber stimmt es auch bei einem Auto? usw.

Wie kann man die Relation verändern?
Wenn der Energiepreis steigt, müsste sich die Relation verringern. Wenn eine Sache nicht teurer wurde, müsste sie demnach nun weniger Energieverbrauch bedeuten.

Wie genau ist diese Faustregel? Wie das Beispiel unten mit ICE und Regionalzug zeigt, scheint es ungenau zu sein. Die Fahrt mit dem Regionalzug kostet weniger, obwohl er wegen geringerer Auslastung mehr pro Person und Kilometer verbraucht als der ICE, weil der Regionalzug öffntlich gefördert wird. Immerhin muss der Fahrgast weniger Geld erwirtschaften - und die Öffentliche Hand kann weniger für etwas anderes ausgeben.

Es ist wohl oft eine Frage davon, ob für eine Ausgabe auf etwas anderes verzichtet wird, oder ob mehr eingenommen wird.


Letzte Änderung: 17. März 2021

Wolfram Zucker

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Hier ein Beitrag, den ich am 26.11.2007 im Peak-Oil-Forum geschrieben und noch auf meiner Festplatte gefunden habe:

Weniger Geld einnehmen.

sch_peakoiler schrieb:
Aus deinem Theorem folgt uebrigens eine interessante Tatsache. Man kann Energie nur dann sparen, wenn man das Geld verbrennt (papiergeld). Wenn man das Geld z.b. nicht fuer Benzin/Strom sondern fuer etwas anderes ausgibt, so hat man fast dieselbe Menge an Energie verbraucht. Also ist das was man heute Sparen nennt gar kein Sparen.

Hallo sch_peakoiler,

selbst wenn man das "Lefsche Theorem" für zutreffend hält, kann man natürlich sparen.
Man braucht nur weniger Geld zu verdienen.

Plakativ: Lieber seine Schuhe selber reparieren, statt ins Büro fahren und sich dann neue Schuhe kaufen (spart gleich mehrfach ...).

Das Beispiel ist mir eingefallen, weil ich kürzlich zwei Paar Schuhe von mir teilweise neu genäht hab. Sowas mache ich gern, wenn wir Besuch haben, denn man kann es nebenbei machen, wenn man mit dem Besuch im Wohnzimmer sitzt. Man kann sich gut dabei unterhalten, also sich nebenbei dem Besuch widmen. Dem gefällt es meist sogar zu sehen, dass es Leute gibt, die ihre Schuhe nähen.

Es gibt natürlich unzählige andere Dinge, die man selbst machen kann, je nach Fähigkeiten und Situation (Obst und Gemüse anbauen, technische Dinge reparieren, Bauarbeiten, sich mit Kindern beschäftigen, Alte oder Kranke pflegen, Autoreparatur, Brennholz machen, nähen, imkern, Wolle spinnen, stricken, Butter und Käse machen ...).

Es kommt dann oft der Einwand, dass es weniger effektiv wäre, als wenn es rationell gemacht wird. Das macht aber nichts, denn es macht mehr Spaß und es ist abwechslungsreich. So braucht man nicht unbedingt Urlaub als Ausgleich für die einseitige und stressige Büroarbeit. Das spart wieder Geld und man hat wieder mehr Zeit für die "uneffektiven" Tätigkeiten.
Es macht auch deswegen nichts, wenn es langsamer geht, weil diese Dinge meist wenig oder keine Energie brauchen (z.B. Gartenarbeit). Tatsächlich: Was ohne Geld läuft, läuft meist ohne oder mit wenig (technische) Energie.

Weniger Erwerbsarbeit - das kann ganz verschieden aussehen. Es kann z.B. sein, dass in einer großen Familie nur einer erwerbstätig ist und die anderen machen andere sinnvolle Sachen. Man könnte auch weniger Jahre oder weniger Tage pro Woche arbeiten gehen. Weniger Stunden pro Tag ist nicht so gut, weil der Fahrtaufwand nicht weniger wird.

Eine andere Möglichkeit wäre, bei vorerst gleichem Einkommen in Dinge zu investieren, mit denen man in Zukunft mit weniger Einkommen auskommt.

Heute sind allerdings viele Leute in dem Hamsterrad aus Kosten, Beruf, Stress und Zeitmangel so gefangen, dass es schwer ist, da auszubrechen. Oft haben sie nicht einmal mehr die Kraft, die Äpfel vom eigenen Apfelbaum zu ernten und kaufen statt dessen schnell schnell welche im Supermarkt.


Noch zu dem "Lefschen Theorem" allgemein:

Die Hauptaussage ist aus meiner Sicht, man könne den Energieaufwand für ein Produkt an seinem Preis ablesen.

Das Positive zuerst: Ich denke, dass das unter heutigen Gegebenheiten, da sehr vieles unter Einsatz technischer Energie gemacht wird, ein grober Anhaltspunkt ist. Ich verwende die Schlussfolgerung selbst manchmal und sage mir: "Aha, diese Sache ist so und so teuer, also wird sie etsprechend viel oder wenig Energie berbraucht haben."

Sehr schnell erleidet man damit aber schon bei einfachsten Dingen Schiffbruch:

Ich fahre z.B. manchmal mit dem "Schönes-Wochenende-Ticket" für 33,- Euro quer durch Deutschland, aber selbst unter der Woche fährt man mit Regionalzügen (RE und RB) günstiger als mit IC oder ICE. So dachte ich: Ist ja logisch, die fahren langsamer, fahren mit älteren Waggons, oft mit Doppelstockwagen ... und brauchen deshalb weniger Energie pro Person und Kilometer.

Über die Excel-Datei von patrickfl in "[url=http://www.peak-oil-forum.de/phpBB2/viewtopic.php?t=2525]2000-Watt-Gesellschaft- schwierig[/url]" stieß ich dann auf Zahlen, wonach die S-Bahn/Regionalzüge fast doppelt so viel verbrauchen wie EC/IC/ICE, nämlich 34 kWh/km gegenüber 18 kWh/km pro Person. In der dort angegebenen [url=http://www.bus-und-bahn-im-griff.de/interessantes/energieverbrauch_bus_bahn.html]Quelle[/url] gibt's ähnliche Zahlen:

ICE bis 200 km/h: 2,0 Liter / 100 km
ICE über 200 km/h: 2,6 Liter / 100 km
EC/IC: 1,9 Liter / 100 km

RegionalExpress (RE): 4,4 Liter / 100 km
RegionalBahn (RB): 5,1 Liter / 100 km
S-Bahn: 3,7 Liter / 100 km

Wenn das stimmen sollte, wäre der Verbrauch des ICE tatsächlich am geringsten, obwohl er am teuersten ist (es wird mit der besseren Auslastung von 49% erklärt). Bei den Preisen spielt dagegen oft nicht das Verursacherprinzip die Hauptrolle, sondern Marketing. Deswegen gibt's z.B. Bahntickets, mit denen ausgerechnet 5 Leute günstig fahren können - genau so viele wie in einen normalen PKW passen.

Sicherlich findet man in der Beschreibung des "Lefschen Theorems" eine Begründung, warum es in diesem oder jenem Fall nicht anwendbar ist. "Theorem" heißt nach meinem Duden-Fremdwörterlexikon "Lehrsatz". Von einem Lehrsatz erwarte ich aber, dass er auf einen relativ kurzen Nenner gebracht und dann anwendbar ist (ohne dauernd das Kleingedruckte durchzulesen). Aus meiner Sicht wäre der Begriff "Theorie" etwas passender.

Grundstücke sollten eigentlich keine Energie verbraucht haben und trotzdem kosten sie oft ein Vermögen.
Das "Lefsche Theorem" geht dagegen davon aus (wenn ich es richtig verstanden habe), dass niemand ein Recht auf ein Grundstück hätte und dass es deshalb kostenlos sein müsste bzw. nicht käuflich sein dürfte. Das klingt für mich nach idealem Kommunismus, entspricht aber nicht der Realität.
Nach ähnlicher Logik müssten Bodenschätze zu den reinen Förderkosten verkauft werden. Ich denke dagegen, dass ein Land selbstverständlich das Recht hat, über diese Schätze selbst zu verfügen und zu entscheiden ob und zu welchem Preis es sie hergibt.

Es ist einige Verwirrung entstanden, bis hin zur Annahme, man könne garnicht Energie sparen (was natürlich grober Unsinn ist; lef hat es stellenweise selbst wieder gerade gerückt).

Natürlich kann man sein Geld für Dinge ausgeben, die viel oder wenig Energieverbrauch bedeuten. In beiden Fällen zirkuliert das Geld. Das taten schon die "Eulen" im alten Griechenland.


Ausgangspunkt war offenbar, zu zeigen, dass Photovoltaik Energieverschwendung sei.
Zum Energieaufwand für die direkte Herstellung von Modulen und Zubehör wurde dann noch weiteres gerechnet:
Sämtlicher Energieverbrauch im Leben der Menschen, die in der Herstellung arbeiten oder in der Montage, oder die zuvor in der Forschung dafür gearbeitet haben etc.

Ich möchte fast etwas bös fragen, ob man die Großmutter desjenigen auch noch mitrechnen soll, der in der Produktion der Solarmodule arbeitet?

Mein Hauptkritikpunkt ist, dass dabei der Eindruck entsteht, als ob der Energieverbrauch der Menschen schon feststehen würde, gewissermaßen wie ein Naturgesetz (so wie manche Leute ihre Stromkosten für Fixkosten halten).
Ich bin der Meinung, statt den Menschen soll man den Energieverbrauch der (höheren) Technik zuschreiben, denn nur mit dieser verbraucht der Mensch die (technische) Energie.


Wolfram